Rezeptfreie Schlafmittel im Test

Im Auftrag der Stiftung Warentest mussten sich 55 rezeptfreie Schlafmittel im Test bewähren. Rund ein Drittel der Deutschen leidet zeitweise unter Schlafstörungen. Oft sind Stress oder unregelmäßige Arbeitszeiten die Ursache. Bevor sie zum Arzt gehen, versuchen sich die meisten Betroffenen mit rezeptfreien Präparaten selbst zu helfen. Doch wie der Test zeigt, eignen sich nur die wenigsten dieser Mittel tatsächlich als Einschlafhilfe.

Pflanzliche rezeptfreie Schlafmittel im Test

Präparate mit Pflanzenextrakten, wie sie beispielsweise aus Baldrian oder Hopfen gewonnen werden, haben den Ruf, eher sanft zu wirken und kaum Nebenwirkungen zu haben. Für viele Betroffene sind sie deshalb die erste Wahl. Doch gerade bei diesen Mitteln ist die Wirkung in vielen Fällen sehr gering. Zwar gibt es einige Studien, die auf eine schlaffördernde Wirkung hindeuten, aber oft ist der Effekt so schwach wie bei einem Placebo. Bei anderen Studien sind die Stichproben so klein, dass sich daraus keine belastbaren Wirkungsnachweise ableiten lassen.

Melatonin im Test

Ähnlich verhält es sich mit dem Hormon Melatonin, das oft als „Wundermittel“ gegen alle möglichen Beschwerden angepriesen wird. Der Körper schüttet dieses Hormon aus, wenn das Tageslicht abnimmt und sich der Organismus auf den Schlaf vorbereitet. Es ist jedoch fraglich, ob künstlich zugeführtes Melatonin diese Wirkung hat. Insgesamt haben sich melatoninhaltige Schlafmittel bei schweren Schlafstörungen nicht bewährt. Ärzte raten daher von einer Selbstbehandlung mit solchen Mitteln ab. Nicht nur die Wirkung ist umstritten. Entgegen der landläufigen Meinung sind auch pflanzliche Produkte und Melatonin nicht frei von Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Angstzuständen.

Antihistaminika im Test

Letztlich konnten sich nur zwei rezeptfreie Schlafmittel im Test bewähren. Und zwar solche, die als Wirkstoff so genannte Antihistaminika enthalten – vor allem Diphenhydramin und Doxylamin. Sie wurden ursprünglich zur Behandlung von Allergien entwickelt. Da diese Mittel sehr müde machen, wurden sie in diesem Bereich inzwischen durch andere Präparate ersetzt. Als Schlafmittel leisten sie aber immer noch gute Dienste. Allerdings helfen sie nur für kurze Zeit. Nach etwa zwei Wochen ist es vorbei. Dann einfach die Dosis zu erhöhen, ist keine gute Idee. Das verstärkt nur die unerwünschten Nebenwirkungen: Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, Denkstörungen. Deshalb sollte man sie nur einnehmen, wenn der Arzt es ausdrücklich empfiehlt oder wenn sie nur in ganz seltenen Ausnahmefällen angewendet werden. Die bekanntesten Präparate dieser Art sind in Deutschland „Schlafsterne“, „Neurexan“ und „Hoggar Night“.

Im Zweifel: zum Arzt

Es ist nicht unnatürlich, gelegentlich schlecht zu schlafen. Problematisch wird es erst, wenn die Schlafstörungen länger als vier Wochen anhalten. Dann kann ein Arzt die Ursache abklären und gegebenenfalls ein geeignetes Präparat verschreiben.

Neben den regulär rezeptfrei erhältlichen Schlafmitteln gibt es auch solche, die eigentlich rezeptpflichtig sind, aber dennoch in einigen Online-Shops ohne Rezept angeboten werden (siehe Artikel „Schlaftabletten rezeptfrei kaufen“). Diese Präparate wurden im vorliegenden Test nicht untersucht. Aus medizinischer Sicht wäre es sehr unvernünftig, sie ohne ärztlichen Rat einzunehmen.

Weitere Informationen

Stiftung Warentest: Schlaf­mittel im Test: Welche wirk­lich müde machen. 19.07.2018. Kostenpflichtiger Artikel, Vorschau frei