Medikamente

Benzodiazepine und Z-Substanzen als Schlafmittel

Bild für Benzodiazepine und Z-Substanzen

Benzodiazepine und Z-Substanzen werden häufig als Schlafmittel eingesetzt. Mitarbeiter der Universität Göttingen führten in einem geriatrischen Fachkrankenhaus ausführliche Interviews durch, um herauszufinden, wie Ärzte und Pflegepersonal den Nutzen von Schlafmitteln beurteilen. Dabei zeigte sich, dass das Pflegepersonal in dieser Hinsicht weit weniger kritisch ist als die Ärzte.

Risiken und Nebenwirkungen

Benzodiazepine wie Diazepam (Valium) erhöhen das Risiko von Stürzen und anderen Unfällen. Gleichgewicht und Koordination werden ebenso beeinträchtigt wie die kognitiven Funktionen. Bei längerer Einnahme kann sich eine Toleranz und in der Folge eine Abhängigkeit entwickeln. Benzodiazepine sind für ältere Menschen mit degenerativen Hirnerkrankungen oder pathologischen Atmungsformen nicht geeignet. Sie stehen deshalb auf der PRISCUS-Liste, einer Liste von Wirkstoffen, die bei Menschen über 65 Jahren nur mit Vorbehalt angewendet werden dürfen.

Auf dieser Liste stehen auch Zolpidem, Zaleplon und Zopiclon, die so genannten Z-Medikamente. Ursprünglich wurde ihnen ein geringeres Risiko zugeschrieben, doch heute werden sie von den meisten Experten als ebenso gefährlich eingestuft. Zolpidem ist das am häufigsten verwendete Schlafmittel.

Unterschiede bei der Einschätzung des Risikos

Eine deutliche Mehrheit von 57 % der Pflegenden ist der Meinung, dass Benzodiazepine als primäre Mittel zur Behandlung von Schlafstörungen gut geeignet sind. Bei den Z-Medikamenten sind es 66 %. Im Vergleich dazu sagen dies nur 29 % der Ärzte. Etwa die Hälfte ist der Meinung, dass Benzodiazepine mehr Nachteile als Vorteile haben. Von den Pflegenden teilt nur jeder Dritte diese Einschätzung.

Über alle Gruppen hinweg wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Z-Drugs als günstiger eingeschätzt. So geben rund 71 % der Ärzte und 82 % der Pflegenden an, dass aus ihrer Sicht der Nutzen die Risiken überwiegt. Unabhängig von der Qualifikation zeigt sich, dass medizinisches Personal, das weniger als fünf Jahre in diesem Berufsfeld tätig ist, den Nutzen der Medikamente zuversichtlicher einschätzt als erfahrene Kollegen.

Weitere Untersuchungen

Benzodiazepine sind wie Z-Medikamente nur auf Rezept erhältlich. Wie häufig sie verschrieben werden, geht aus der Studie nicht hervor. Die Verabreichung der Präparate an die Patienten im Krankenhaus erfolgt in der Regel durch das Pflegepersonal, das diese jedoch nicht nach eigenem Ermessen verabreichen darf. Für die Patienten sind die Pflegenden trotzdem die ersten Bezugspersonen.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Meinung des Pflegepersonals das Verordnungsverhalten der Stationsärzte beeinflusst. Aus ihrer Sicht besteht auf beiden Seiten – insbesondere bei neuen Mitarbeitern – noch Fortbildungsbedarf. Zukünftige Untersuchungen sollen anhand von Krankenakten Aufschluss darüber geben, wie häufig Schlafmittel verordnet werden. Wichtige Erkenntnisse sind unter anderem darüber zu erwarten, ob Ärzte ihren Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zu einer weiteren Behandlung mit Schlafmitteln raten. Es besteht der Verdacht, dass dies in einigen Fällen der Beginn einer langjährigen Abhängigkeit sein könnte.

Quelle und weitere Informationen

V. Weiß et al.: Benzodiazepine und Z-Substanzen als Schlaf- und Beruhigungsmittel in einem Krankenhaus. Anwendung aus der Sicht des ärztlichen und pflegerischen Personals. DWM 2016; 141 (13); e121–e126

 


Alternativen

In fast keinem Land der Welt sind Z-Medikamente oder Benzodiazepine rezeptfrei erhältlich. Bei leichten Schlafstörungen sind legal und rezeptfrei erhältliche Medikamente ohnehin oft die bessere Wahl. Siehe dazu: Rezeptfreie Schlafmittel auf dem Prüfstand.

 

Rezeptfreie Schlafmittel im Test

Vorheriger Artikel

Zolpidem Nebenwirkungen

Nächster Artikel

Das könnte Ihnen auch gefallen

24

Comments
  1. […] zählt zusammen mit Zopiclon und Zaleplon zu den sogenannten Z-Substanzen. Diese ähneln in vielen Eigenschaften den Benzodiazepinen, die ebenfalls oft als Schlafmittel zum […]

  2. […] bringt. Gerade bei leichten Fällen von Schlaflosigkeit ist es eine gute Alternative zu Benzodiazepinen oder Z-Substanzen. Es ist aber nicht in der Lage, Wunder zu vollbringen oder unheilbare Krankheiten zu […]

  3. […] (ein paar Nächte) in Betracht. Als Alternativen kommen daher oft Lormetazepam, Temazepam sowie die Z-Substanzen Zolpidem und Zopiclon zum Einsatz. Diese haben in niedriger Dosierung kaum noch eine Wirkungen am nächsten Tag. Im […]

  4. […] Schlafmittel wie Zopiclon, Zolpidem und Zaleplon („Z-Drugs“) sind in ihrer Wirkung den Benzodiazepinen sehr ähnlich. Sie machen ebenso benommen und führen zu Gedächtnislücken, haben aber im Vergleich eine eher kurze Halbwertszeit und sind daher schwerer nachzuweisen. […]

  5. […] zählt zusammen mit Zopiclon und Zaleplon zu den sogenannten Z-Substanzen. Diese ähneln in vielerlei Hinsicht den Benzodiazepinen, die ebenfalls oft als Schlafmittel zum […]

  6. […] bringt. Gerade bei leichten Fällen von Schlaflosigkeit ist es eine gute Alternative zu Benzodiazepinen oder Z-Substanzen. Es ist aber nicht in der Lage, Wunder zu vollbringen oder eine schwere Krankheit zu heilen. Wer […]

  7. […] (siehe dazu: Benzodiazepine und Z-Substanzen als Schlafmittel) […]

  8. […] und sind relativ sicher in der Anwendung. Deshalb haben sie die früher oft verschriebenen Benzodiazepine als Schlafmittel weitgehend abgelöst. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Rezepte für die neuen […]

  9. […] stellen rasche Abhilfe bei den verschiedensten Problemen in Aussicht. Ob Schlafstörungen, Angst, Trauer, Panik, Krämpfe oder Verspannungen: Benzodiazepine, allen voran das weit […]

  10. […] Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzodiazepine haben eine Zulassung für die kurzzeitige Behandlung isolierter Schlafstörungen: Flunitrazepam, […]

  11. […] ist geboten bei Z-Substanzen. Schlechter Schlaf zählt zu den häufigsten Symptomen des Entzugs. Schlafmittel wie Zopiclon, Zaleplon oder Zolpidem können hier aber mitunter mehr Schaden als Nutzen bringen. In ihrer Struktur und im Hinblick auf […]

  12. […] Benzodiazepine und Z-Substanzen als Schlafmittel – schlafmittel-ratgeber.net […]

  13. […] Mitteln sich für den Missbrauch als Rauschmittel eignen. Ein Beispiel dafür ist das Rohypnol, ein Benzodiazepin, das Süchtige gern als Ersatzdroge verwenden, wenn kein Heroin verfügbar ist. Kokainisten nutzen […]

  14. […] als bei Depressionen. Einer der größten Vorteile ist, dass dieses Mittel, im Unterschied etwa zu Zopiclon oder Benzodiazepinen, auch bei längerer Anwendung nicht abhängig […]

  15. […] als bei Depressionen. Einer der größten Vorteile ist, dass dieses Mittel, im Unterschied etwa zu Zopiclon oder Benzodiazepinen, auch bei längerer Anwendung nicht abhängig […]

  16. […] Im Gegensatz zu vielen Medikamenten, deren Hauptzweck die Behandlung von Schlaflosigkeit ist (wie Zopiclon oder Benzodiazepine), besteht bei Mirtazapin nicht die Gefahr von Abhängigkeit und […]

  17. […] Wirksamkeit sind die meisten Wirkstoffe nicht für den Langzeitgebrauch bestimmt. Insbesondere bei Benzodiazepinen und anderen Hypnotika wie Zopiclon und Zolpidem besteht die Gefahr einer Abhängigkeit und von Entzugserscheinungen, vor allem bei höheren Dosen. […]

  18. […] der Entdeckung der Benzodiazepine verloren die Barbiturate ebenso wie Chloralhydrat als Schlafmittel schnell an Bedeutung. Mit […]

  19. […] Benzodiazepine und Z-Substanzen als Schlafmittel – schlafmittel-ratgeber.net […]

  20. […] zählt zusammen mit Zopiclon und Zaleplon zu den sogenannten Z-Substanzen. Diese ähneln in vielerlei Hinsicht den Benzodiazepinen, die ebenfalls oft als Schlafmittel zum […]

  21. […] oder schlechten Schlafgewohnheiten helfen. Anders als viele herkömmliche Schlafmittel wie Zopiclon oder Benzodiazepine erzeugt Mirtazapin keine Abhängigkeit oder […]

  22. […] Wirksamkeit sind die meisten Wirkstoffe nicht für den Langzeitgebrauch bestimmt. Insbesondere bei Benzodiazepinen und anderen Hypnotika wie Zopiclon und Zolpidem besteht die Gefahr einer Abhängigkeit und von Entzugserscheinungen, vor allem bei höheren Dosen. […]

  23. […] hilft, können Schlafmedikamente wie Melatonin vorübergehend eine gute Hilfe sein. Im Gegensatz zu Zopiclon oder Benzodiazepinen macht es immerhin nicht abhängig. Wenn sich die Schlafstörungen aber nicht bessern und mehr als […]

  24. […] Behandlung von Schlafstörungen erfolgt mit beruhigenden und schlaffördernden Mitteln (Zopiclon, Zolpidem, Zaleplon oder Benzodiazepine), doch ist es nicht immer sinnvoll, den Schlaf ausschließlich mit Medikamenten wiederherzustellen. […]

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert