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Schlafstörungen durch Pandemie-Stress?

Als ob die gesundheitlichen Auswirkungen von COVID-19 nicht schon genug wären, kommen zu den alltäglichen Problemen, die die Pandemie in unser Leben gebracht hat, nun auch noch Schlafstörungen hinzu. Der sofortige Griff zu Medikamenten ist jedoch nicht die richtige Antwort.

Studie: Schlafstörungen nehmen zu

Eine kürzlich durchgeführte internationale Studie über Schlafstörungen während der Pandemie ergab einen Anstieg der Einnahme von Schlafmitteln um mehr als 20 %. Diese Zahl verdeutlicht nicht nur die Zunahme von Schlafstörungen, sondern auch die starke Abhängigkeit von leicht zugänglichen Therapien. Schlafmittel bergen eine Reihe von Risiken, darunter Abhängigkeit, Gedächtnisverlust und Unruhe. Diese Probleme sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Home-Office und Lebensstil

Viele Menschen haben sich angepasst und Wege gefunden, eine gesunde Routine zu entwickeln. Einige stehen früh auf, um den Sonnenaufgang zu erleben. Andere meditieren oder joggen. Doch einige, vor allem jüngere Menschen, konnten der Isolation nicht entkommen. Schleichend wurde der Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag. Erst ein paar Minuten vor dem Unterricht oder der Arbeit aufzustehen, ist nun kein Problem mehr, denn im Homeoffice trifft man nicht mehr auf andere Menschen. Für manche bedeutet Heimarbeit auch, dass sie mehr Stunden arbeiten als früher im Büro. Nach der Arbeit neigt man dazu, die Zeit passiv zu verbringen, zum Beispiel mit Fernsehen. Hinzu kommen nächtliche Fressattacken, exzessive Nutzung sozialer Medien oder häufigerer Alkoholkonsum.

Für die meisten Menschen, deren Schlafstörungen keine tiefer liegenden Ursachen haben, sind Änderungen des Lebensstils zur Verbesserung der Schlafhygiene und Verhaltenstherapien die erste Wahl. Es kann hilfreich sein, einen eigenen Arbeitsbereich außerhalb des Wohn- oder Schlafzimmers einzurichten und strukturierte Zeiten für Arbeitsbeginn und -ende festzulegen, ähnlich wie bei der Arbeit in einem Büro. Dies kann helfen, ein Schlafprogramm zu entwickeln, das nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des Schlafes verbessert.

Eine Änderung des Lebensstils ist oft hilfreich, in manchen Fällen jedoch keine Option. Dies gilt zum Beispiel für viele Beschäftigte im Gesundheitswesen, die im Schichtdienst arbeiten. Der Mensch ist von Natur aus tageszeitabhängig. Nacht- oder Schichtarbeit kann die Schlafgesundheit beeinträchtigen. Experten empfehlen daher, vor einer Nachtschicht ein kurzes Nickerchen zu machen und sich am nächsten Tag dem Tageslicht auszusetzen. Auch das Fehlen regelmäßiger Mahlzeiten oder der Konsum von Substanzen wie Kaffee, Tee, Energy-Drinks und Cola tragen häufig zu Schlafstörungen bei. Auch die Umgebung spielt eine wichtige Rolle: Lärm und Störungen beeinträchtigen die Fähigkeit, einen guten Schlaf zu finden.

Medikamente gegen Schlafstörungen

Bei einigen Patienten können Medikamente eine sofortige Linderung bewirken. Trotz ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit sind die meisten Wirkstoffe nicht für den Langzeitgebrauch bestimmt. Insbesondere bei Benzodiazepinen und anderen Hypnotika wie Zopiclon und Zolpidem besteht die Gefahr einer Abhängigkeit und von Entzugserscheinungen, vor allem bei höheren Dosen. Aus diesem Grund werden sie meistens nur für eine Dauer von einer bis zwei Wochen verschrieben.

Entzugserscheinungen wie Angst, Unruhe und erneute Schlaflosigkeit hindern manche Patienten daran, ihre Medikamente abzusetzen. Manche nehmen die Medikamente über Monate oder Jahre ein. Dadurch sind sie Nebenwirkungen wie Koordinationsstörungen, Gedächtnisverlust, Schläfrigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen ausgesetzt. Besonders gefährlich ist dies für ältere Patienten, die anfälliger für Stürze und Knochenbrüche werden.

Verschreibungspflichtige Medikamente sind auch bei Missbrauch gefährlich. Eine schwere Überdosierung von Benzodiazepinen und Hypnotika kann zu starker Sedierung, Koma und Tod führen. Zudem ist das Risiko einer Überdosierung bei zusätzlichem Alkoholkonsum deutlich erhöht. Die immer beliebter werdenden Online-Plattformen, über die Benzodiazepine rezeptfrei bezogen werden können, sind daher mit Vorsicht zu genießen.

Rezeptfreie und neue Wirkstoffe

Frei verkäufliche Medikamente wie Diphenhydramin und Melatonin werden in unterschiedlichem Maße zur Linderung eingesetzt. Betroffene sollten sich jedoch niemals selbst behandeln, sondern immer zuerst einen Arzt oder Apotheker aufsuchen. Schlafstörungen können auf eine Grunderkrankung hinweisen, die eine fachärztliche Behandlung erfordert.

Es werden ständig neue Therapien entwickelt, die den Patienten mehr Möglichkeiten bieten. Neuere Wirkstoffe wie Daridorexant (Quviviq) und Lemborexant (Dayvigo), könnte in der Langzeitanwendung sicherer sein. Allerdings sollte auch hier der gleichzeitige Konsum von Alkohol vermieden und auf Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Schläfrigkeit geachtet werden.

Negative Gedanken bewältigen

Schlafstörungen wirken sich negativ auf das psychische Wohlbefinden aus. Daher kann es hilfreich sein, Unterstützung zu haben, um negative Gedanken zu erkennen und damit umzugehen oder sogar ein Ventil zu finden, um Stress abzubauen. Nehmen Sie sich Zeit für Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen und der Familie – manchmal ist es genau das, was Sie brauchen: jemanden zum Reden.

Siehe auch: Studie zur Zunahme von Schlafproblemen durch die COVID-19-Pandemie

 

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