Titelbild Aktigraphie
Schlafstörungen

Schlafstörungen im Blick: Aktigraphie als Diagnosewerkzeug

Die Aktigraphie ist eine Methode zur Überwachung und Aufzeichnung von Bewegungsaktivitäten und körperlicher Aktivität über einen bestimmten Zeitraum. Seit mehr als 60 Jahren wird sie zur Analyse von Schlafmustern und Schlafqualität verwendet, wobei die als Aktometer bezeichneten Messgeräte heute so klein sind, dass sie wie eine Armbanduhr getragen werden können.

Der Hauptanwendungsbereich der Aktigraphie ist die Schlafmedizin. Zur Messung dienen spezielle Geräte, sogenannte Aktometer (oder Aktigraphen), die man normalerweise am Handgelenk trägt, ähnlich wie eine Armbanduhr. Die Aktometer enthalten Sensoren, um die Bewegungen und Aktivitäten des Trägers zu überwachen. Während der Schlafüberwachung zeichnen Aktigraphen Bewegungsmuster während des Schlafs auf. Basierend auf diesen Bewegungsdaten lassen sich die Schlaf- und Wachphasen identifizieren und wichtige Parameter wie Schlafzeit, Aufwachzeit, Schlafdauer und Schlafeffizienz berechnen.

Wozu dient die Aktigraphie?

Die Aktigraphie beruht auf der Erkennung von Bewegungen und kann daher nur bei bestimmten Schlafstörungen eingesetzt werden. Die American Academy of Sleep Medicine erkennt den potenziellen Nutzen der Aktigraphie für Personen mit folgenden Schlafstörungen an:

  • Insomnie (Schlaflosigkeit): Menschen mit Insomnie neigen zu unregelmäßigen Schlaf- und Wachzeiten und schätzen häufig ihre Gesamtschlafzeit falsch ein. Zusammen mit einem Schlaftagebuch kann die Aktigraphie helfen, die Gesamtschlafzeit und die durchschnittliche Einschlafzeit über einen längeren Zeitraum zu bestimmen.
  • Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung: Störungen des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus treten auf, wenn die innere Uhr nicht mit dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus übereinstimmt. Die Aktigraphie liefert ein Bild der Schlafmuster über mehrere Tage und Nächte, so dass Ärzte einen geeigneten Behandlungsplan erstellen können.
  • Schlafapnoe: Die beste Methode zur Diagnose von Schlafapnoe ist ein Schlaftest über Nacht in einem Labor, aber das kann teuer und unbequem sein. Manchmal ziehen es Ärzte vor, den Test beim Patienten zu Hause durchzuführen. Zusätzlich zu den Geräten für den Schlafapnoetest zu Hause kann die Aktigraphie Informationen über die Gesamtschlafzeit liefern, so dass der Arzt weiß, welcher Anteil der Schlafzeit auf Atemstillstände entfällt.
  • Chronischer Schlafmangel: Die Aktigraphie ermöglicht es, die Gesamtschlafdauer von Personen zu ermitteln, die möglicherweise an einem Schlafmangelsyndrom leiden.
  • Multipler Schlaflatenztest: Übermäßige Schläfrigkeit, auch Hypersomnolenz genannt, wird in der Regel mit dem Multiplen Schlaflatenztest diagnostiziert. Dadurch findet man heraus, wie leicht eine Person tagsüber einschläft. In den Tagen vor dem Test kann der Arzt den Patienten bitten, ein Aktigraphiegerät am Handgelenk zu tragen, um sicherzustellen, dass er nicht unter Schlafentzug im Labor ankommt, was die Testergebnisse beeinflussen würde.

Forscher haben auch den Einsatz der Aktigraphie zur Diagnose der „Periodic Limb Movement Disorder“ (PLMD) erwogen, bei der sich die Gliedmaßen im Schlaf bewegen. Die Aktigraphie liefert hierzu jedoch im Allgemeinen keine genauen Ergebnisse.

Vorteile der Aktigraphie

Die Aktigraphie bietet im Vergleich zu anderen diagnostischen Methoden in der Schlafmedizin mehrere Vorteile. Ein Aktometer (auch Aktigraph genannt) kann den Schlaf über mehrere Nächte hinweg überwachen, im Gegensatz zu einmaligen Untersuchungen in Schlaflabors. Die Messungen liefern objektive Daten über Schlafmuster, die nicht auf subjektiven Berichten basieren, was in der Diagnostik hilfreich ist. Die langfristige Überwachung kann zur Beurteilung von Veränderungen im Schlafverhalten und zur Behandlungsüberwachung verwendet werden.

Die Aktigraphie kann zudem bei der Überwachung von Schlafstörungen bei Kindern nützlich sein, für die eine Untersuchung in einem Schlaflabor oft sehr belastend ist. Es scheint auch, dass sich viele Menschen besser an die von ihrem Arzt verschriebene Schlafroutine halten, wenn sie wissen, dass sie von einem Aktometer überwacht werden.

Aktometer sind auch in anderen Bereichen der Medizin und Forschung nützlich, beispielsweise zur Untersuchung von Tagesrhythmen (zirkadianen Rhythmen) sowie zur Erforschung von Schlafverhalten in verschiedenen Altersgruppen und für populationsbasierte Studien.

Aktigraphie: einfach und unkompliziert

Die Aktigraphie ist ein einfaches Verfahren, das wenig oder keine Vorbereitung erfordert. Der Aktometer wird in der Regel am nicht-dominanten Handgelenk getragen und sollte nicht durch Kleidung verdeckt werden. Der Arzt erklärt dem Patienten, wie er das Gerät benutzen soll, wie lange er es tragen muss und wie er eventuell auftretende Probleme beheben kann. Wenn die Datenaufzeichnung beendet ist, überträgt der Arzt die Daten auf seinen Computer und wertet sie aus.

Der Aktometer sollte möglichst immer getragen werden, es sei denn, dies ist nicht möglich. Duschen ist normalerweise kein Problem, aber wenn das verwendete Modell nicht 100 % wasserdicht ist, muss man es im Schwimmbad ablegen. Auch beim Sport kann es notwendig sein, den Aktometer abzulegen. Es empfiehlt sich, die Zeiten für das Abnehmen und Wiederanlegen zu notieren.

Die Aktigraphie ist bei der Messung einiger Werte sehr genau, bei anderen jedoch weniger. Liegt man beispielsweise eine Stunde ruhig im Bett und versucht einzuschlafen, könnte die Aktigraphie diese Zeit als Schlaf interpretieren. Um Diskrepanzen in den Daten besser verstehen zu können, kann der Arzt den Patienten bitten, seine Schlafgewohnheiten in einem Schlaftagebuch festzuhalten: wann man zu Bett geht und wieder aufsteht, die Gesamtschlafzeit, wie oft man nachts aufwacht, ob man ein Schlafmittel eingenommen hat, wann tagsüber Nickerchen gemacht wurden oder ob der Schlaf durch ungewöhnliche Ereignisse gestört wurde. Das Schlaftagebuch dient auch als eine Art Backup für den Fall, dass der Aktometer nicht funktioniert oder abgenommen werde muss.

Einige Aktometer verfügen über zusätzliche Funktionen, wie zum Beispiel eine Taste zur Markierung der Weckzeit. Das Gerät kann auch mit einem Lichtsensor ausgestattet sein, der anzeigt, ob Schlafprobleme auf ein zu helles Schlafzimmer oder zu wenig Licht am Tag zurückzuführen sind.

Vergleich mit anderen Methoden

Die Aktigraphie gilt im Allgemeinen als genauer als ein Schlaftagebuch, aber weniger genau als die Polysomnographie, welche die elektrische Hirnaktivität und andere biologische Parameter wie Atmung und Sauerstoffgehalt über Nacht in einem Schlaflabor misst. Da die Aktigraphie auf Bewegungsmessungen basiert, ist sie recht genau, wenn es darum geht, die Schlafdauer von gesunden Menschen zu bestimmen, aber weniger genau, wenn es darum geht, fragmentierten Schlaf, insgesamt verkürzte Schlafdauer, lange Einschlafversuche oder unruhigen Schlaf zu beurteilen. Jedes Schlaftestverfahren hat Vor- und Nachteile in Bezug auf Genauigkeit und Komfort. Um mögliche Defizite auszugleichen, werden häufig zwei oder mehr Tests kombiniert.

Aktigraphie

Auch wenn die Aktigraphie nicht die detailliertesten Informationen liefert, bietet sie doch einen umfassenden Überblick und ist einfach zu handhaben.

  • Genauigkeit
    • Misst keine Schlafstadien
    • Hängt von der Bewegung ab und kann bei manchen Menschen die Schlafzeit überschätzen
    • Weniger genau bei Personen mit eingeschränkter Mobilität
    • Die Daten erfassen das normale Schlafverhalten und werden über mehrere Tage und Nächte gesammelt
    • Nützlich für die Messung des nächtlichen Erwachens bei Kindern
  • Komfort
    • Für die meisten Menschen leicht durchzuführen
    • Einfach zu interpretieren, auch für medizinische Laien
    • Technische Fehler möglich, aber selten
    • Minimal invasiv
    • Muss den ganzen Tag und die ganze Nacht getragen werden
    • Armband kann bei empfindlicher Haut Beschwerden verursachen
Polysomnographie

Die Polysomnographie bietet umfassende Informationen für die Auswertung durch medizinisches Fachpersonal. Die Ergebnisse können aber dadurch beeinträchtigt werden, dass man in einem Labor schlafen muss.

  • Genauigkeit
    • Gilt allgemein als der genaueste Test, da er die Schlafstadien anhand der Gehirnströme misst
    • Anfällig für verfälschte Daten, wenn eine Person im Labor anders schläft als zu Hause
    • Schwierig für Kinder oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen
  • Komfort
    • Unbequem, da eine vollständige Polysomnographie nur in einem Schlaflabor durchgeführt werden kann
Schlaftagebuch

Ein Schlaftagebuch ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, Schlafgewohnheiten zu erfassen. Die Ergebnisse können auch von der Stimmung des Schläfers beeinflusst werden.

  • Genauigkeit
    • Erfasst das subjektive Erleben des Schläfers
    • Erfasst keine Schlafstadien
  • Komfort
    • Erfordert eine gewisse Sorgfalt und Disziplin
    • Einfach zu bewerkstelligen, kann aber für Kinder oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen unpraktisch sein

Zusammenfassung

Die Aktigraphie ist eine einfache und dennoch äußerst leistungsfähige Technik zur Überwachung und Analyse von Schlafmustern und körperlicher Aktivität. Mit ihrer Fähigkeit, Bewegungsdaten in Echtzeit zu sammeln und objektive Einblicke in den Schlafzyklus eines Individuums zu liefern, hat sie die Schlafforschung und -medizin revolutioniert. Die tragbaren Messgeräte ermöglichen nicht nur eine bequeme Langzeitüberwachung des Schlafs in der gewohnten Umgebung eines Menschen, sondern auch die Möglichkeit, zirkadiane Rhythmen und Schlafstörungen genauer zu untersuchen.

Die Aktigraphie hat sich als wertvolles Werkzeug erwiesen. Sie hilft Forschern, Ärzten und Patienten, das Verständnis für den Schlaf zu vertiefen und individuelle Schlafprobleme anzugehen. Darüber hinaus eröffnet sie neue Wege für die Entwicklung personalisierter Schlafstrategien und die Verbesserung der Schlafqualität.

Aktigraphie: weitere Informationen

 

 

 

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